Japan, das „Mutterland“ aller Teezeremonien. In kaum einem anderen Land, in kaum einer anderen Kultur findet man solch einen wohl überlegten und feierlichen Handlungsablauf. Auch deshalb ist es immer wieder faszinierend (und ein wahrer Genuss), an diesem Ritual teilzunehmen… Grund genug, sich dieses Ritual der besonderen Art einmal näher anzuschauen!
Die japanische Teezeremonie – Teekultur par excellence
Tee gilt seit jeher als das perfekte Getränk, um sich eine (kleine) Pause vom stressigen Alltag zu gönnen. Um sich hinzusetzen und zu entspannen. Um zur Besinnung zu kommen und zur inneren Einkehr zu finden. Genau darum geht es bei der japanischen Teezeremonie. Gewisse Rituale und bestimmte Abläufe spielen dabei eine große Rolle.
Längst ist diese Zeremonie zu einem elementaren Bestandteil der hiesigen Kultur geworden ist. Ein Bestandteil der Teekunst („Chanoyu“, japanisch für „Wasser für den Tee“), die an das Zen erinnert.
Ein paar generelle Hinweise zur japanischen Teezeremonie
Eine solche Zeremonie gleicht einem Gesamtkunstwerk. Die Ästhetik spielt hier eine wesentliche Rolle – ebenso wie die Vorbereitung. Und natürlich kommt dem Zeremonienmeister eine wesentliche Bedeutung zu. Soll er doch dabei helfen, den Weg zu Selbstfindung und Harmonie zu finden.
Nur der Augenblick ist entscheidend
Die Zeremonie ist an feste Regeln gebunden. Manchen Gerätschaften und Handlungen – mitunter Abläufe, die sich seit über 1.000 Jahren nicht verändert haben) kommt allerdings eher symbolischer Charakter zu. Die zur reinigenden, besinnlicher Bedeutung mit beitragen sollen.
Bei dieser Zeremonie sind alle Teilnehmer gleich: Sämtliche gesellschaftlichen Unterschiede, die ansonsten vorhanden sind, existieren nicht mehr. Der Alltag hat somit keinerlei Bedeutung – zumindest in diesem Augenblick. Auch deshalb soll während des gesamten Ablaufs Schweigen herrschen. Erst danach kann man sich nach der Teesorte und nach weiteren Informationen erkundigen!
Die vier Prinzipien der japanischen Teezeremonie
Es ist nicht nur das reine (Tee-)Trinken, um das es hier geht. Vier Prinzipien bestimmen die Zeremonie:
- Respekt gegenüber dem Gastgeber sowie den Gästen und den Utensilien
- Stille, um Gelassenheit und innere Ruhe zu erreichen
- Harmonie zur Natur, zu den Teilnehmern
- Reinheit für eine spirituelle innere Reinigung
Das Teehaus – der Ort der Zeremonie
Die Zeremonie findet üblicherweise in einem Teehaus statt – einem ganz besonderen Ort. Dieser ist oftmals von einem kleinen Garten umgeben, nicht selten mit einem umgebenden Wasserbecken. Feste Bestandteile sind ein Wartebereich sowie der Roji, der von Tau bedeckte Pfad, der schnurstracks zum Haus führt.
Das Haus selbst wird durch eine kleine Schiebetür betreten. Es weist zwei Räume auf. Einer dient der Vorbereitung, der zweite wird für die Zeremonie verwendet.
Die Dekoration ist bewusst einfach gehalten – kaum etwas soll von dem so wichtigen Ritual ablenken. Einrichtung oder Möbel sucht man hier meist vergebens. Stattdessen findet man eine Grube für das Holzkohlenfeuer vor, damit das Teewasser auf die perfekte Temperatur gebracht werden kann. Ferner Matten aus Tatami, die den Boden bedecken. Vielleicht erblickt man noch eine Schriftrolle oder ein einfaches Blumengesteck. Auch hier lässt sich erkennen, dass Einfachheit und Ruhe die obersten Gebote sind! Und dass jedes Detail mit höchster Sorgfalt gestaltet wurde.
Japanische Teezeremonie – welcher Tee?
In der Regel wird Matcha Tee verwendet. Dieser ist (nicht nur) in Japan seit jeher für seine positive Wirkung auf Geist und Körper bekannt. Er wird mithilfe des Matcha Pulvers sowie einem kleinen Besen aus Bambus angerührt und zubereitet. Übrigens stammt die Art den Pulver Tee zu genießen ursprünglich aus China.
Japanische Teezeremonie – das Zubehör
Für dieses festliche Ritual müssen natürlich sämtliche Utensilien sorgfältig ausgewählt werden. Diese werden so angeordnet, dass sie einen harmonischen und zugleich praktischen Ablauf ermöglichen.
Doch was benötigt man eigentlich für eine solche Zeremonie?
- eine Teeschale (Chawan)
- eine Teedose (Natsume) für leichten Tee (Usu-cha)
- eine Teedose (Cha-ire) für starken Tee (Koi-cha)
- ein Frischwassergefäß (Mizusashi)
- ein eiserner Wasserkessel (Kama)
- ein Teebesen (Chasen)
- Eine Schöpfkelle (Hishaku)
- der Teebambuslöffel (Chashaku)
- ein seidenes Teetuch (Fukusa), das der Gastgeber an seinem Obi trägt
Übrigens, das wichtigste Zubehör für die Teezermonie finden Sie hier als Set.
Die japanische Teezeremonie – der Ablauf
Eine Bemerkung vorab: Planen Sie ein wenig Zeit mit ein – denn eine solche Zeremonie kann durchaus einige Stunden dauern!
- Maximal fünf Teilnehmer sind dabei erwünscht.
- Diese erleben die Zeremonie im Schneidersitz oder kniend.
- Begleitet werden sie dabei vom Teemeister, der dieses Getränk strikt nach dem vorgegebenem Prozedere zubereitet.
- Er soll die Teilnehmer auf den „Teeweg“ zu führen und ihnen zu Gelassenheit, Wärme und Ruhe zu verhelfen.
Die Ankunft
Der eingeladene Gast betritt den Gartenpfad (Roji). Dieser steht für die erste Stufe, die Erleuchtung. Während er diesen entlang geht, soll er seinen Alltag abstreifen und sich auf das vorbereiten, was kommt…
Zunächst wird er im Wartesaal auf einer Bank platziert sowie mit heißem Wasser angemessen begrüßt. (Dieses Wasser wird später übrigens für die Teezubereitung verwendet). Der Gastgeber füllt währenddessen frisches Wasser in ein Wasserbassin aus Stein und legt einen Schöpflöffel daneben. Anschließend verschwindet er.
Der Gast benutzt nun das frische Wasser, um sich Mund und Hände zu reinigen – um sämtliche Übel abzuwaschen. Erst dann ist er „rein“ genug, um das Teehaus zu betreten. Angekommen, lässt er sich voller Demut auf seine Knie nieder.
Die Vorbereitung
Für die Teezeremonie muss natürlich eine gewisse „Grundlage“ geschaffen werden. Deshalb werden nun leichte (!) Speisen wie etwa Suppen, Reis, Sake oder sauer eingelegtes Gemüse gereicht.
Je nach Jahreszeit werden anschließend Wasser und Raum auf eine angenehme Temperatur gebracht. Für den Gast geht es nun zurück in den Wartesaal. Dort wartet er (mit den anderen Teilnehmern), bis der Gong fünf Male ertönt. Das ist das Signal, sich in den Teeraum zu begeben.
Die Zeremonie kann beginnen...
Und die Zeremonie nimmt ihre Fahrt auf. Der starke Tee, Koi-cha, wird nun serviert. Er ist so „dick“, dass er „gegessen“ und nicht getrunken wird - natürlich mit entsprechender Feierlichkeit.
Anschließend wird das Feuer neu geordnet - um den dünneren Tee (Usu-Cha) zu servieren. Dabei kniet der Gastgeber vor dem Kohlebecken (Füro) nieder. Er konzentriert sich, verbeugt sich vor seinem Gast – und die Zeremonie kann fortgeführt werden.
- Das Gebrauchtwassergefäß (Kensui) und die Teeschalen werden platziert.
- Das seidene Teetuch wird aus dem Obi geholt und gefaltet. Es soll der Reinigung des Pulvertees (Natsume) dienen. Wenig später wird es zur Reinigung des Teelöffels verwendet und auf dem Tee abgelegt.
- Nun wird mithilfe der Schöpfkelle 80° Grad heißes Wasser entnommen und in die Schale gegossen.
- Mit einem Bambusbesen wird das Wasser geschmeidiger gemacht und vom Meister geprüft. Doch dient dieses Wasser nur der Erwärmung. Daher wird es danach in einem Brauchwassgefäß (Kensui) ausgeleert. Mit dem weißen Leinentuch wird die Teeschale abschließend gereinigt.
- Nun nimmt der Gastgeber ein wenig Pulvertee, um den dünneren Aufguss zuzubereiten. Er gibt den Matcha in eine Schale und fügt heißes Wasser hinzu. Mit dem Chasen aus Bambus wird dieser nun schaumig geschlagen.
Der Genuss kann beginnen..
Die Zeremonie ist nun auf ihrem Höhepunkt angelangt: Der (wichtigste) Gast erhält die Schale: Diese nimmt er nach einer Verbeugung an. Der Tee wird in ca. drei Schlucken probiert und zurück an den Gastgeber gegeben. Dieser reinigt die Schale erneut und bereitet den nächsten Aufguss zu. Der Tee wird reihum gereicht, so dass sämtliche Teilnehmer an diesem Genuss der besonderen Art teilhaben können. Und jene Gelassenheit und Ruhe finden können, die sie gesucht haben...
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