Unsere Teereise geht weiter – mit dem zweiten Teil unserer Tee-Rundreise nach Indien. Dieses Mal beleuchten wir das berühmte Teeanbaugebiet Darjeeling. Und werfen eine Blick zurück auf die Geschichte: Wie kam es eigentlich dazu, dass Indien ein so bedeutender „Tee-Lieferant“ wurde?
Darjeeling
Darjeeling zählt zu den bekanntesten Teeanbaugebieten überhaupt. An den südlichen Hängen des Himalaya Gebirges gelegen, geht es hier bis zu 2.500 m Höhe hinauf. Einst Erholungsgebiet für die britischen Kolonialbeamten, begann man hier ab Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem kommerziellen Teeanbau: Der erste Strauch Camellia Sinensis, Zweck eigens aus China eingeführt, wurde 1847 in Darjeeling gepflanzt. Dank der mineralhaltigen Böden und des günstigen Klimas konnte dieser hier bestens gedeihen – und immer mehr Landbesitzer entschieden sich dafür, auf diesen noch recht jungen Wirtschaftszweig zu setzen.
Heute lassen sich ca. 90 Plantagen in Darjeeling finden, die (unter anderem) die edelsten Schwarztees weltweit hervorbringen. Manch Plantagenbesitzer zeigt sich zudem experimentierfreudig und produziert zusätzlich interessante wie hochwertige Oolongs, Grün- und Weißtees her.
Ernte nach traditionellen Methoden
Die Ernte des gleichnamigen Darjeeling Tees geschieht noch immer nach traditionellen Methoden. Da hier zahlreiche Teesträucher entlang Hängen mit bis zu 45 ° Neigung zu finden sind, können keine Erntemaschinen eingesetzt werden – es muss also von Hand gepflückt werden. Doch trägt genau dies zur hohen Qualität dieser weltweit geschätzten Sorte mit bei.
Neun Monate im Jahr wird hier geerntet – von März bis November. Die Ernte selbst erweist sich als sehr aufwändig – für ein Kilo an Darjeeling First Flush Blättern beispielsweise werden ca. 12.000 Blätter benötigt. (Zum Vergleich: bei einem Kilo Assam sind es „nur“ 4.000 Blätter).
Erntezeitpunkt maßgeblich für den Tee-Geschmack
Die besondere Note verdankt dieser Tee den unterschiedlichen klimatischen Bedingungen, die das Jahr über in Darjeeling herrschen. Stärker als in anderen Anbaugebieten ist hier der Ablauf der Jahreszeiten spürbar. Und das wiederum übt einen ganz wesentlichen Einfluss auf Charakter und Vielfalt aus:
Für den beliebten First Flush Darjeeling beispielsweise werden die ersten zarten Triebe von März bis Mai (nach der vegetativen Winterpause) gepflückt – sobald es die Witterung erlaubt. Das Ergebnis ist ein sehr lebhafter, frischer und spritziger Tee mit blumigem Duft. Die Infusion erweist sich als hellgelb bis honigfarben.
Etwas dunkler ist der sogenannte Inbetween. Dieser wird erst gegen Ende der ersten Ernte gepflückt, nachdem die hohe Luftfeuchtigkeit, die warmen Temperaturen und die tropischen Klima-Bedingungen die Teeblätter wachsen ließen. Er zeichnet sich durch einen vollmundigeren sowie leicht würzigen Geschmack aus, die Infusion ist dunkler. Der Inbetween findet sich häufig in Teemischungen wieder.
Von Juni bis Juli ist Zeit für die Ernte des Second Flush Darjeeling. Durch die intensive und längere Sonneneinstrahlung hat diese Sorte mehr Aroma und Kraft. Das Ergebnis: Der Tee schmeckt sehr aromatisch-würzig und weist eine ausgeprägte Muskatel Note auf. Die Farbe der Infusion erinnert an Bernstein.
Im August und September wird der sogenannte Monsoon Regentee geerntet. Dieser zeichnet sich durch ein eher herbes Aroma aus. Die Tasse ist von grünlich-gelber Farbe. Diese Sorte gelangt eher selten in den Export.
Der Erntezyklus wird mit der Periode von Oktober bis November abgeschlossen. Der Autumnal Darjeeling zeichnet sich durch den reichlichen Regen durch eine milde Note aus, die trotzdem herb-würzig ist.
Und zu guter Letzt: Die Geschichte des Teeanbaus in Indien
Tee wird in Indien seit der Herrschaft der Briten angebaut – was angesichts deren Begeisterung für das Heißgetränk nicht wirklich verwundert. Die damaligen Kolonialherren trieben diesen neuen Wirtschaftszweig ab Ende des 18. Jahrhunderts allerdings auch ein wenig eigennützig voran: Sie wollten die marktbeherrschende Stellung Chinas beim Teeanbau brechen und unabhängig(er) von dieser Vormacht werden. Deshalb sorgte die britische Ostindien-Kompagnie energisch für den Aufbau und die Weiterentwicklung dieses vielversprechenden neuen Wirtschaftszweigs.
Die Bedingungen dafür waren günstig. Zum einen dank des meist tropischen Klimas. Zum anderen fanden die Briten hier bereits einheimische Teepflanzen vor, was den Start gehörig erleichterte. Weitere Pflanzen und Samen wurden von manch wagemutigem Briten heimlich aus China heraus geschmuggelt.
Lesen Sie auch: Teeanbaugebiete in Indien (Teil 1)